Rugby?? Warum zum Teufel denn Rugby? Bei Rugby schauen einen hier in Deutschland die meisten Menschen erst mal relativ irritiert an, weil die Sportart im Prinzip völlig unbekannt ist. – Ich würde jedoch eher sagen: unentdeckt!
Aus meiner Sicht ist Rugby ab einem gewissen Level und mit einer gewissen Philosophie die perfekte Mannschaftssportart, weil das Spiel sehr schnell, sehr dynamisch, sehr körperlich und vor allem von wenigen Unterbrechungen geprägt ist. Ich sage absichtlich ab einem gewissen Level, denn wenn man in England Ligaspiele schauen würde, wäre das wohl nicht der erste Eindruck, den man vom Spiel gewinnen würde. Die Mannschaften der südlichen Hemispherie interpretieren das Spiel hingegen deutlich anders und auf dem Level ist es eine sehr packende Sportart, die alles hat, was eine gute Mannschaftssportart auszeichnet.
Wie auch immer, Rugby ist jedenfalls neben Fußball und Football meine größte Leidenschaft und da ich aus verschiedenen Gründen eine sehr, sehr enge gefühlsmäßige Bindung nach Neuseeland habe, sind die All Blacks mein Team. – Bedauerlicherweise liegt Neuseeland nun aber bekannterweise am ganz anderen Ende der Welt, so dass regelmäßige Heimspielbesuche schon einen größeren Stunt darstellen würden. Das geht logischerweise nicht, also freue ich mich jedes Jahr auf die End-of-Year-Tour der Mannschaft durch Europa. Sie spielen dann immer innerhalb von 4-5 Wochen Testmatches gegen verschiedene europäische Teams und das ist für jedes gegnerische Team das Spiel des Jahres. ich freu mich jedes Jahr auf die Tour, reise Ihnen dann relativ konsequent durch Europa hinterher und versuche so viele Spiele wie möglich live zu sehen.
In diesem Jahr bekommt die ganze Geschichte noch eine besondere Würze, da sie gegen die 4 Homenations (England, Irland, Wales, Schottland) spielen und ein Sieg gegen alle 4 Mannschaften in Folge als sogenannter Grand Slam bezeichnet wird. Ein zusätzlicher Anreiz sozusagen!
Letztes Wochenende war ich also in Dublin, beim Spiel der New Zealand All Blacks gegen Ireland im Croke Park.
Dublin ist eine tolle Stadt, viele Pubs, viele Bars, viele kleine Geschäfte, das macht also auch unabhängig vom Spiel einfach Spaß. Ich war mit 2 Freunden und meiner Freundin drüben. Es ist nun wie gesagt das Spiel des Jahres für alle Iren und für alle Ex-Pats, die in der UK leben und denen es mit den All Blacks und der Distanz nach Neuseeland ähnlich geht wie mir. 😉 Dementsprechend schwierig war es auch im Vorfeld an die Karten zu kommen. Ich hatte mir vorgenommen auf alle Fälle die beiden Highlightspiele gegen Irland in Dublin und gegen England in London zu sehen und meine Bemühungen auf diese beiden Begegnungen konzentriert. Gerade das Spiel gegen England in Twickenham ist nahezu unmöglich zum Normalpreis zu bekommen, weil Twickenham das Wembley des Rugbys ist und gleichzeitig England – New Zealand die größte Prestigebegegnung für beide Seiten ist.
Ich habe es also über den neuseeländischen Rugbyverband versucht, weil es da in früheren Jahren für mich schon immer ganz gut geklappt hat und ich auch im Stadion gerne im Bereich der Kiwis sitzen wollte. Glücklicherweise habe ich auch dieses Jahr damit Erfolg gehabt und konnte somit eine Teamserie für die Spiele gegen Irland, Wales und England bekommen.
2 weitere Karten für das Spiel All Blacks – Irland für meine beiden Freunde konnte ich dann auch noch über die Iren beschaffen und so war also der Spieltag für uns alle in trockenen Tüchern.
Rein ins Ryanair-Flugzeug in Bremen und auf nach Dublin! Ryanair ist ja echt so eine Busgesellschaft mit Flügeln. Wenn die nicht so günstig wären, müsste man jedenfalls weiten Abstand davon nehmen. Ohne mich da jetzt groß aufregen zu wollen, aber irgendwie geben die sich große Mühe mit so ziemlich jeder Maßnahme nicht nur billig zu sein, sondern dieses auch offen auszustrahlen. Der Bremer Flughafen ist ja sowieso ein Gartenlokal mit Landebahn, aber Ryanair schafft es tatsächlich daneben noch ein Terminal zu bauen, was gänzlich wie Busbahnhof aussieht.
Egal. In Dublin angekommen haben wir uns zunächst ein bisschen die Stadt angeschaut und den Tag genossen. Überraschenderweise war es sogar sonnig und trocken. Gegen Nachmittag wurden dann die Sportsbars und Pubs langsam von Leuten mit schwarzen oder grünen Trikots gefüllt und man hat sich auf das Spiel eingestimmt. Ich mag diese Atmosphäre vor Spielen in der UK oder in Irland. Die Leute haben alle ein Trikot an und zeigen ihre Farben unabhängig davon, ob sie in den Pub gehen oder ins Stadion. Das ist doch von sehr viel Leidenschaft geprägt, einfach sehr schön bei sowas dabei sein zu können. Nach einer Halbzeit England – Australien im Pub haben wir uns dann Richtung Stadion aufgemacht.
Croke Park liegt mitten in einem Wohngebiet, relativ dicht am Stadtzentrum und somit gehen eigentlich alle Fans zur Fuß ins Stadion. Das Schöne beim Rugby ist, dass die Atmosphäre unter den Fans grundsätzlich sehr, sehr friedlich ist. Mit Neuseeländern muss man sich eigentlich sowieso nicht streiten und die Iren sind ja auch ein sehr fröhliches entspanntes Völkchen. Man geht also gemeinsam wie auf einem großen Marsch ins Stadion.
Croke Park ist ein echtes Erlebnis! 82.000 Zuschauer, eines der größten Stadien Europas und dabei sind eigentlich nur 3 Tribünen komplett hochgezogen. Die 4. Tribüne ist sehr flach und sehr offen, was die Stadionkapazität noch beeindruckender macht. Im Croke Park spielen sie eigentlich nie Rugby oder Fußball, denn diese Spiele finden normalerweise an der Landsdowne Road statt. Nun haben die lustigen Iren dieses Stadion aber gerade abgerissen, um es neu aufzubauen und auf der Suche nach einem Ausweichspielort sind sie auf den Croke Park gekommen, normalerweise das Mekka des Gaelic Footballs.
Landsdowne Road wird frühestens 2010 neu eröffnet, d.h. wer die Chance hat im Croke Park mal ein Rugby- oder Fußballspiel der Nationalmannschaft besuchen zu können, sollte das ruhig machen. Ich kann es empfehlen! – In welchem Stadion dieser Welt wird einem heutzutage noch warmer Bushmills mit Zitrone und Nelken offiziell verkauft? 😉 Der Ire wärmt sich also vor Spielbeginn erst mal kräftig auf.
Im Stadion war es dann wieder einmal eine tolle Atmosphäre, ein perfekter Abend für ein gutes Rugbyspiel vor imposanter Kulisse. Die Iren sind ja insgesamt immer sehr stimmgewaltig und haben auch am Samstag viel gesungen, versucht das Team mit allen Mitteln zu unterstützen. Die All Blacks haben dann dem besonderen Moment und der Herausforderung entsprechend auch ihren aggressiven Haka Kapa o Pango gebracht und damit allen signalisiert, dass es sich um ein wichtiges Spiel handelt. Kapa o Pango zeigen sie nur vor besonders wichtigen Spielen und gegenüber starken Gegnern und somit war es auch eine Respektsbezeugung gegenüber der irischen Mannschaft. Ich hab da mal ein Video… 😉
Das ist jetzt nicht mein eigenes, sondern aus dem TV-Bild dieses Spieles geschnitten. Mein eigenes ist das hier: 😉
Es war im Anschluss dann ein wirklich richtig gutes Rugbyspiel, sehr intensiv geführt von beiden Seiten, sehr ausgeglichen in der ersten Hälfte und beinhart im Breakdown. Beide Mannschaften haben sich da wenig geschenkt, wobei es mich sowieso immer mal wieder aufs Neue verblüfft nach welchen Kollisionen Rugbyspieler wieder aufstehen, sich kurz schütteln und direkt in den nächsten Tackle springen. – Im Gegensatz zum Football ohne Polster und Schutz, von Fußballern müssen wir in dem Zusammenhang gar nicht erst sprechen.
Neuseeland hat dann in der 2. Hälfte 5 wirklich sehr gute Minuten, in denen sie 2 Tries erzielen und das Spiel für sich entscheiden können. Die Iren wurden da etwas müde und dann öffnen sich beim Rugby die Lücken. Die All Blacks sind sehr stark mit Speed und Können in diese Lücken zu stossen und im open field ist die Mannschaft einfach nicht gut zu verteidigen. Sie haben also das Tempo angezogen und das Spiel zu ihren Gunsten entschieden. Das hat die Neuseeländer um mich herum sehr gefreut und mich natürlich auch!
Nach dem Spiel gehen dann alle gemeinsam völlig entspannt in die Stadt, um den einen oder anderen Pub unsicher zu machen, der Stadionsprecher erwähnt noch mal, dass Croke Park in einer Wohngegend ist und man doch bitte die Anwohner respektieren sollte und die All Blacks gehen noch mal eine kleine Ehrenrunde. Das ist ganz leicht zu erklären: Keiner von denen hatte bisher vor so einer Kulisse spielen dürfen und die Spieler waren dementsprechend beeindruckt. Es ist irgendwie schön zu sehen, wenn es für Profisportler zur Abwechslung mal was Besonderes ist vor vielen Menschen auflaufen zu dürfen. Sehr wohltuend und leider vermisse ich das immer mehr bei unseren Fußballstars.
Wir sind dann noch ein bisschen in den Pub gegangen, haben den Abend nett ausklingen lassen und gut geschlafen. Am nächsten Morgen waren wir dann wieder pünktlich an der Bushaltestelle äh… Dublin Airport um den Bus, äh… Ryanair zu besteigen und die sympathische, kleine Stadt gen Heimat wieder zu verlassen.
Ein tolles Wochenende und ich freu mich auf das Spiel in Twickenham in zwei Wochen!
Ach ja, fast vergessen: Mittwoch ist Deutschland – England in Berlin. 😉
December 5th, 2008 at 2:30 am
[…] schon mal erwähnt bin ich ja ein wirklich großer Rugbyfan und mein Team sind die All Blacks aus New Zealand. Im Land […]
December 7th, 2010 at 12:03 am
[…] aufmerksamen Beobachter dieses Blogs wird zudem aufgefallen sein, dass ich durchaus eine gewisse Leidenschaft für Rugby habe. Die New Zealand All Blacks kommen jedes Jahr zu einer sogenannten end of Year Tour für 4 Wochen […]
July 21st, 2011 at 1:27 pm
Da hast du ja scheinbar wirklich ein gutes Händchen mit den Karten! Ist mir damals nicht gelungen. Aber ein tolles Spiel war es definitiv, da muss ich dir wirklich Recht geben!
Und deine Piekser gen Ryan Air – einfach nur genial! Hab mich köstlich amüsiert. 😀
November 17th, 2011 at 12:49 pm
hey hallo!
kannst du mir sagen, ob und wann die all blacks ihr nächstes spiel in europa haben und wie ich am besten an die karten rankomme?
habe stundenlang das internet durchforstet. komme irgendwie nicht klar…
die karten sollen ein weihnachtsgeschenk werden. vielleicht kannst du mir ja helfen?!
vielen dank schon jetzt!
ps. bitte antworte per mail! danke!