Livesportfan Blog

Was für ein Trip! Ich hatte ja im letzten Eintrag schon mal ein bisschen erzählt, was ich mir so ausgedacht hatte und es war wirklich mindestens so genial wie erhofft!
Da es recht intensiv war, werde ich jetzt in mehreren Teilen darüber erzählen. Hier kommt also Teil 1!

Eigentlich stand Glasgow nie richtig auf der Liste für diese Reise. Ich wollte ursprünglich eigentlich nur nach London um NFL Football  zu schauen, aber dann hat es sich halt hier und da ein bisschen erweitert. So ergab es sich auch, dass ich am Tag der Auslosung für die Europaliga auf die Gruppen schaute und mich erst mal allgemein sehr darüber gefreut habe, dass der HSV die Chance hat gegen Celtic zu spielen! Allerdings nicht mit dem Fokus nach Schottland zu fliegen, sondern weil ich mich auf das Spiel in Hamburg gefreut habe. Nun ja, irgendwann fängt es dann aber in meinem Kopf immer an zu rattern und irgendwie hab ich während der Wartezeit auf die exakte Terminierung der Spieltage schon so ein bisschen im Hinterkopf gedacht: 22.10. wäre natürlich irgendwie fett… 😉

Es kam wie es ja dann immer kommt: Volltreffer! Celtic Glasgow – Hamburger SV am 22.10. im Celtic Park in Glasgow! Perfekt, da muss ich ja nur 2 Tage früher fliegen! Ich habe dann schnell Freund Volker, seines zeichens ausgewiesener HSV-Fan für die Idee begeistern können (und auch für die Konsequenz nicht im HSV-Block zu sein, sondern bei Celtic) und so haben wir das dann kurz durchgeplant. Ich habe dann direkt für den Donnerstag einen dieser 5 Euro Flüge nach Stansted mit Ryanair verhaftet. Meine Philosophie ist da immer: Wenn man erst mal auf der Insel ist, gibt es viele Möglichkeiten! Ich dachte bis die HSV-Fans reagieren, sollte man den Hamburg-UK Flug in der Tasche haben. Auf alle Fälle eine gute Entscheidung, denn die Preise des Fluges zogen dann auch relativ schnell an.

Volker war noch konsequenter, der hat gleich bis Glasgow beide Flüge gebucht. Ich war da zunächst abwartender unterwegs, da ich ein bisschen unsicher war, wie die Ticketsituation bei Celtic so sein würde. Grundsätzlich sind Europapokalspiele unter der Woche da Highlights und letztes Jahr beim Spiel gegen Manchester United musste ich mich schon etwas für die Tickets strecken. Glücklicherweise kenne ich inzwischen aber eine nette Dame bei Celtic im Ticketoffice. Ich versuche immer einen persönlichen Kontakt zu bekommen und wenn man den erst mal hat, also eine direkte E-Mailadresse und nicht so ein Info@… dann wende ich mich danach nur noch direkt an diese Person. Das macht vieles leichter. Ich kann mich auf eine Situation beziehen, wo sie mir schon mal geholfen hat (und dementsprechend Dankbarkeit zeigen!) und bilde mir dann immer ein etwas wohlwollender behandelt zu werden. Bisher hat das immer gut geklappt.
Ich habe dann auf diese Weise letztendlich auch Tickets für Celtic – HSV bekommen, recht gute wie ich finde. – Man muss allerdings im Nachhinein dazu sagen: Das Spiel war überraschenderweise nicht ausverkauft. Die Leute in Schottland sind von der Wirtschaftskrise hart getroffen und Celtic hat leider international auch ein bisschen den Anschluss verloren. :(< Wir sind also früh morgens in Hamburg aufgebrochen, mit dem Bus nach Lübeck in dieses Ryanair-Zelt (sie nennen es Flughafen, ist aber lächerlich) gefahren, nach London geflogen und haben in Stansted erst mal schön englisch gefrühstückt! Stansted ist ein wie ich finde sehr netter Flughafen, weil er ultrakompakt ist, aber es dort dennoch alles gibt. Ich mag das da. Danach trennten sich unsere Wege zunächst, weil Volker wie gesagt clever genug war direkt bis Glasgow zu guten Konditionen zu buchen und ich mit meiner etwas abwartenderen Haltung die besten Preise verpasst hatte. Da ich keine 50 Pfund für den Flug nach Glasgow ausgeben wollte, bin ich also mit dem Bus nach Luton gefahren und von dort mit Easy Jet nach Glasgow geflogen. Das war günstiger (12 Pfund) und hat den weiteren Vorteil, dass Easy Jet nicht im lausigen Prestwick weit ausserhalb von Glasgow landet, sondern direkt in Glasgow. Volker ist früher geflogen, aber wir sind tatsächlich innerhalb von 15 Minuten gleichzeitig im Hostel angekommen. Wirklich lustig, wir sind aber auch eine mobile Gesellschaft, Hammer! :))

Als erstes ging es danach natürlich in den Pub. Das war für mich erstmalig überraschend. Ganz Glasgow war wirklich voller HSV-Fans, so ziemlich alle auch in Team Colors unterwegs. Wenn man jetzt im Hinterkopf behält, dass der HSV ernsthaft mit den Glasgow Rangers sympathisiert, verwundert das. Mich hat aber noch viel mehr überrascht, dass die Pubs Fans in Trikots und Schals reingelassen haben. Das wäre beim Old Firm oder bei einem Spiel gegen United undenkbar. Irgendwie hatten die Schotten wohl keine Sorge vor Ärger. Es ging dann auch sehr gesittet zu. Glasgow ist ja eine Stadt, die eher so auf den zweiten bis dritten Blick kommt. Sie ist nicht per se schön, aber durchaus lustig und hat eine gute Atmosphäre. Es gibt viele Pubs und einer meiner Lieblingsläden ist: the counting house mitten in der Stadt. Wenn ihr mal nach Glasgow kommt, der Pub ist einen Besuch wert.
Nach ein paar Pints haben wir uns dann ein Taxi geschnappt und sind Richtung Celtic Park gefahren. Das ist ja in Glasgow hin schon immer eine Katastrophe, weil alles hoffnungslos verstopft ist und zurück noch viel schlimmer. Der Taxifahrer war aber lustig und wir haben uns gut unterhalten. Er wollte wissen wie viele Hooligans aus Hamburg in der Stadt sind und erzählte, er würde jetzt dann auch direkt Feierabend machen. 😉 Toll, wenn einer Fangruppe schon so ein Ruf voraus eilt….

Im Stadion war es dann schon toll. Ich bin ein Fan von Celtic und ich mag dieses Stadion sehr. Einfach schon deshalb, weil es dort sehr eindeutig ist. Es gibt einen Auswärtsblock, die sind gegen Celtic und es gibt den Rest, der ist für Celtic. Dazwischen gibt es deutlich weniger als in unseren Stadien und das finde ich gut. Celtic Park war leider nicht ausverkauft und wenn man sich das Spiel der Truppe so anschaut, verwundert das auch wenig. Aus meiner Sicht verlieren die gerade so ein bisschen ihr Selbstvertrauen und merken auch, dass ihnen Europa und die Premierleague davon ziehen. Auch in den Celtic-Foren war die Stimmung vor dem Spiel schon sehr von so einer ‘wir verlieren ja sowieso’-Stimmung geprägt und das hat sich auch aufs Stadion übertragen.

Der Auswärtssupport der HSV Fans war jedenfalls sehr, sehr stark. Sehr laut, sehr präsent. Ca. 3000 Fans aus Hamburg und ich würde mal schätzen noch 1000 Rangersfans.
Hamburg ist auch im ganzen Spiel die bessere Mannschaft gewesen, ohne wirklich zu glänzen. Celtic Glasgow war wirklich sehr engagiert und aggressiv, aber es fehlen da einfach die spielerischen Mittel. Sie können mit dem HSV nur mit vollstem körperlichen Einsatz und Aufwand mithalten, was sich dann darin äußert, dass sie viel öfter auf dem Boden sind und viel mehr laufen müssen. Der HSV hat da  aber ein riskantes Spiel gespielt, denn wenn man zu lange zu sehr abwartet kann das auch in die Hose gehen. Wenn Celtic in dem Spiel durch ein glückliches Tor in Führung gegangen wäre, hätten wir jedenfalls ein anderes Spiel bekommen und dann wären die Fans sofort voll da gewesen. Dann wäre es unangenehm für den HSV geworden. So aber nutzen sie eine Chance in der zweiten Halbzeit und gewinnen das Ding mehr oder weniger souverän.

Enttäuscht war ich von Berg. Er macht die Bude und daran wird ein Stürmer gemessen, aber ich dachte das wäre ein technisch guter Spieler und dann darf halt nicht jeder Ball 5 m abprallen. Zwischenzeitlich hatte ich mich gefragt: Wer ist diese Flipperbande aus Schweden?

Wir hatten insgesamt jedenfalls Spaß. Volker war happy, weil der HSV gewonnen hatte, ich war happy weil es ein schöner Abend war und ich ja auch nur für 2x You’ll never walk alone Eintritt zahlen würde und die HSV-Fans hatten sowieso eine riesige Zeit. 😉 Insgesamt jedenfalls ein total schöner Auftakt, wir hatten echt Spaß.
Gut zu wissen: Nach dem Spiel gibt es keinerlei Taxis, Busse oder sonst eine Form von öffentlichen Verkehrsmitteln. Im Prinzip gehen alle zu Fuß in die Stadt oder ersteigern sich zwischendurch eines der wenigen Taxis, nur um dann darin im Stau zu sitzen. Auch ärgerlich: An solchen Tagen machen die Pubs noch früher zu als sonst, da sie einfach keinen Ärger wollen.

Wir sind also ins Hostel gegangen, haben dort noch einen Pint getrunken und dann ein bisschen ausgeschlafen.

Am nächsten Tag sollte es nach Edinburgh gehen, aber das ist Teil 2.

Stay tuned!