Wer erinnert sich denn hier noch alles an Daisy? Ich bin mit dem Bericht zwar ein paar Tage zu spät dran, aber besser zu spät als nie.
Es geht hier übrigens nicht um die eingebildete Enten-Tussi von Disney, die meinem Kindheitshelden Donald immer das Leben so unglaublich schwer gemacht hat! – nebenbei bemerkt habe ich mir schon immer die Frage gestellt, ob es für Kinder in dem Alter eine vorteilhafte Ent(e)deckung ist, dass die weibliche Ente in wirklich keinem der Comics ein Höschen trug… Kein Wunder, dass sich dann keiner mehr bei Britney Spears aufregt. Egal.
Also um diese Daisy geht es jedenfalls nicht, es dreht sich ab sofort alles um dieses Tiefdruckgebiet von dem Deutschland Anfang Januar ein bisschen in Atem gehalten wurde und meinem damit in engem Zusammenhang stehenden London-Trip.
Was war der ursprüngliche Plan? Einmal im Jahr macht mein Lieblingsforum einen größeren Trip nach London, aus nachvollziehbaren Gründen natürlich in der deutschen Winterpause. Die Premierleague in England gönnt sich ja kein Break und somit passt das immer ganz perfekt. Letztes Jahr war es ein wirklich sehr lustiger Trip und da es in London fast frühlingshafte Temperaturen hatte, wurde auch keiner sonderlich misstrauisch als für diese Jahr das Datum 9.01. verkündet wurde.
Tja und dann kam Daisy and the world was never the same again! – Jedenfalls wenn man der Berichterstattung in den Medien vor dem Wochenende Glauben schenken durfte. Eigentlich wollte ich 2 Spiele an dem Wochenende sehen: Arsenal London – FC Everton und West Ham United – Wolverhampton Wanderers. Soweit so gut, aber in der Woche vor dem Spieltag brach in Deutschland das große Winterchaos auch. – und in England leider auch! Mitte der Woche wurden die ersten Spiele abgesagt und das ergab eine recht skurile Situation. Im Prinzip habe ich abwechselnd auf das Niederschlags-Wetterradar und den Liveticker des Guardian geschaut und war wirklich hin- und hergerissen, was ich machen soll.
Bis Freitag war dann der ganze Spieltag der zweiten englischen Liga abgesagt und große Teile der Premierleague auch. Eigentlich habe ich nur noch auf die Absage des Arsenalspiels gewartet und war innerlich schon an dem Punkt zu sagen ich fliege nicht. Eine Absage des Spiels von Arsenal London hätte das auch definitiv zur Folge gehabt, denn das war schon ein wichtiger Teil der Reise. Nun ja, es wurde dann Freitag Abend und an der Absagefront passierte nichts. Irgendwann hab ich dann was gemacht, was man nicht machen sollte: Ich hab eines meiner Ideale verraten! Welches? Positives Denken! Ich war überzeugt davon, dass sie das Spiel absagen, oder der Flug ausfällt, oder wir auf dem Weg zum Flughafen auf der Autobahn steckenbleiben, oder wir 3 Tage Verspätung bei der Landung haben, oder halt auch eine Kombination von all diesen Punkten!
Letztendlich hat also mein Verstand das Kommando übernommen und ich habe den Trip sowohl im Forum als auch bei Freund Stefan abgesagt! Da war es 21:00 Uhr, der Flieger sollte um 9 Uhr morgens gehen. – Problem: Ich bin leider nicht besonders gut im Absagen solche Sporttrips… da fehlt mir ein Gen oder die Ausbildung oder sonst was.
Jedenfalls hat es im Prinzip direkt danach angefangen in mir kräftigst zu nagen… Arsenal wollte keiner absagen und Daisy sah auf dem Wetterradar jetzt auch nicht soooo schlimm wie angekündigt aus. Tja und dann kommt einem plötzlich der Gedanke: Was ist, wenn das morgen alles ganz problemlos ist und mir das hinterher alle erzählen…? Da beginnt es dann aber erst mal richtig zu nagen kann ich euch sagen!
Irgendwann um 23:00 Uhr war ich dann ein totales nervliches Wrack! Ich habe dann Stefan so eine SMS geschrieben im Sinne ‘wollen wir nicht morgen früh noch mal schauen wie das Wetter ist und dann entscheiden?’. Wenn er schon geschlafen oder nein gesagt hätte, dann wäre es das gewesen, die Entscheidung hätte ich voll akzeptiert. Seine Antwort war aber: ‘Ich hol dich um 7:00 ab’ :))) Eigentlich eine total irrationale Vorgehensweise, aber man soll sowas ja auch mit dem Herzen entscheiden, oder? 😉
Wir also am nächsten Morgen nach Lübeck zu unserem Lieblings Ryanair-Zelt gefahren und dort auch ganz problemlos angekommen. Daisy war offensichtlich leicht verspätet, unterwegs noch schön die Schneepflüge überholt, alles gar kein Thema. Der Flug ging auch pünktlich los und damit war die erste Hürde schon mal genommen.
Wir waren tatsächlich auch in time in London Stansted und der allergrößte Hammer dort vor Ort: Wir steigen aus der Maschine und stehen in der Sonne. Ohne Mist, da schien die Sonne!!! Nix Schneesturm, unglaublich!
In den Bus gehüpft, weil in London ja mal wieder alle tubes gesperrt waren und ganz entspannt in die Stadt geschaukelt. Unterwegs gab es dann aber leider doch noch die erste Hiobsbotschaft: Die Absage des West Ham Spiels. Nicht weil der Platz unbespielbar war, sondern weil sie die Sicherheit der Besucher rund ums Stadion nicht gewährleisten konnten. Ich muss ehrlich sagen: Die Engländer sind echte Sissis! Im Gegensatz zur Schnee- und Eismenge in Deutschland war es in London ziemlich entspannt. Klar, es lag ein bisschen Schnee rum, aber lange nicht so extrem, dass man gleich alles absagen müsste. Das hat keiner von uns verstanden, nicht mal ansatzweise.
Direkt vom Hostel (Palmers Lodge, once again) ging es dann nach Highbury, in den Stadtteil von Arsenal London. Es war alles ein bisschen anstrengend mit den tubes, denn wenn in London wichtige Linien gesperrt sind, bricht da einiges zusammen. Es konzentriert sich dann viel auf wenige Linien und diese sind bedauerlicherweise komplett überlastet. Letztendlich sind wir aber im Norden von London angekommen und zum Emirates Stadion gegangen.
Ich war vor vielen, vielen Jahren mal bei Arsenal London, damals noch im alten Highburystadion. Eine beeindruckende Atmosphäre in einem kleinen, kompakten, engen Stadion mitten im Stadtteil, typisch englisch halt. – Das Emirates ist im Prinzip das genaue Gegenteil davon. Eines der größten und modernsten Stadien in England und auf seine Art schon faszinierend. Es ist irgendwie schön in seiner Art, aber irgendwie passt es auch nicht so richtig zum Charakter des englischen Fußballs.
Wir hatten dann vor dem Spiel noch ein kleines Problem: Die Tickets waren weg! Das ist gerade bei Arsenal sehr problematisch, weil die immer ausverkauft sind und es insgesamt ziemlich schwer ist an Tickets zu gelangen. Ohne Mitgliedschaft geht selbst gegen einen Gegner wie Everton nur wenig. Daher sind wir alle im Vorfeld Mitglieder geworden und dann wiederum ist es sehr komfortabel, weil bei Arsenal die Tickets direkt auf die Chipkarte der Mitglieder gebucht werden.
Kurz vor meiner Absage des Trips hatte ich Arsenal eine Mail geschrieben und nach meinen Optionen gefragt, falls ich es aufgrund des Wetters nicht schaffen würde. Erstes Problem: Arsenal hat das gleich als direkte Aufforderung zur Tat gewertet und die Tickets rückerstattet. Das ist natürlich erst mal ein Riesenservice und absolut unüblich in Ticketfragen, speziell hier in Deutschland! Jetzt sind wir aber dann doch geflogen und daher war ein Gang nach Canossa äh… zum Ticketoffice von Arsenal London angesagt. Ich hatte ein sehr schlechtes Gefühl dabei und hab mit dem Schlimmsten gerechnet.
Wir also zum Ticketoffice und meine übliche Taktik in solchen Momenten ist immer: Dumm stellen und entrüstet sein. 😉 Da ergab sich dann aber direkt Problem 2: Im Gegensatz zu deutschen Clubs sind die in England im Ticketbereich aber mal ganz ausgeschlafen organisiert. Die nette Dame hinter dem Glas wusste leider so ziemlich alles von mir, u.a. auch, dass ich diese besagte Mail geschrieben habe. Wirklich alles! Faszinierend und großer Respekt für diese Vernetzung, das ist echt sehr professionell.
Die Tickets waren natürlich weg und uns allen vor und hinter der Scheibe war irgendwie klar, dass es auch mein Fehler war. Nun ja, ich habe es dann auf die gute alte “Bitte habt Mitleid, wir kommen von so weit her und sind die größten Arsenalfans unter der Sonne”-Tour versucht. – Ich kann bei sowas wirklich verzweifelt und traurig schauen, total wichtig.
Jedenfalls konnte ich sie davon überzeugen uns 3 neue Tickets in dem ausverkauften Stadion zu geben und somit sind wir zu guter Letzt doch noch reingekommen. In dem Fall war das aber wirklich mal riesiges Glück.
Im Stadion war es dann eines dieser Erlebnisse aus der Kategorie so lala. Das Stadion ist wie gesagt schon beeindruckend, aber die Zuschauer sind doch sehr weit weg vom Spielfeld und die Stimmung war für englische Verhältnisse ziemlich übel. Dazu kam dann noch die bitterliche Kälte, wodurch ein Erlebnis ja auch immer ein bisschen leidet.
Das Spiel war ganz ok, vor allem weil die Gäste aus Everton auswärts was reissen wollten. Von Arsenal London war ich ziemlich enttäuscht muss ich sagen. Man erwartet technisch starkes Kurzpassspiel und davon war recht wenig zu sehen. Mannschaften in denen der Innenverteidiger mit der 10 aufläuft kann ich aber aus Prinzip schon nicht ernst nehmen. Manchmal schafft mich der moderne Fußball…
Wir haben also 90 Minuten ein wenig vor uns hingefroren, waren dankbar für die gepolsterten Sitze und haben ein unverdientes 2:2 gesehen. Das Spiel hätte Everton gewinnen müssen.
Ich persönlich habe festgestellt, dass ich mich zukünftig nicht in Stadion setzen muss in dem Arsenal London und Everton spielen… Wenn man Fan vom FC Liverpool ist, stellt das wirklich eine gewisse Herausforderung dar. Zumal die Stimmung eben auch sehr bescheiden war. Ich werde also so bald nicht noch mal ins Emirates Stadion fahren. 😉
Danach sind wir alle gemeinsam noch in den Gunners-Pub gegangen, ein Pub der voll und ganz Arsenal gewidmet und in dem sich die Fans nach dem Spiel treffen. Das war ziemlich lustig. Im Fernsehen lief gerade United gegen Birmingham und bei dem Führungstor von Birmingham war im Pub fast mehr Stimmung als während des gesamten Spiels im Stadion. Weird… 😉
Am nächsten Tag war dann aufgrund der West Ham Absage ja unfreiwillig fußballlose Zeit. Was macht man an so einem Tag? Genau, man geht ins Lillywhites am Picadilly, seineszeichens der weltbeste Sportladen! Ein großer Spaß und obwohl ich mir ganz fest vorgenommen hatte dort nichts zu kaufen, hat das doch irgendwie nicht so richtig geklappt…
Danach waren wir noch in Soho und hier gibt es auch gleich mal….
Jörns kleiner Travel-Tipp:
Soho ist ansich ein schöner Stadtteil wie ich finde. Viele Pubs, Bars und Cafes und speziell bei schönem Wetter die perfekte Gegend sich ein bisschen treiben zu lassen. Was ich euch aber für einen London-Besuch bei sommerlichem Wetter mal ans Herz legen möchte ist Soho Square. Das ist ein kleiner grüner Platz mitten in Soho, auf dem an Wochenenden im Sommer das Leben tobt und man die ganze Vielschichtigkeit von Soho sehen kann. Ich mag den Platz sehr und er ist genau hier.
Am Abend ging es dann zurück nach Deutschland. Inzwischen war dort offensichtlich der Winter angekommen, jedenfalls klangen die Nachrichten aus Deutschland nicht besonders erfreulich. Vor allem Norddeutschland wurde von Daisy wohl schwer heimgesucht. Na ja, nicht zu ändern, lassen wir uns also überraschen.
Der Rückflug war eigentlich ganz ok. – zumindestens noch auf der englischen Seite. 😉 Der Landeanflug in Lübeck bei ziemlich starkem Wind, Schneeregen und ohne Sicht, dafür mit vereister Landebahn war dagegen nicht so toll. Das war definitiv kein Anflug, den ich noch mal haben müsste und ich denke wir alle in der Maschine waren doch froh, als die Kiste endlich zum Stehen gekommen ist.
Und das ganze für Arsenal London!!!! Das muss man sich mal vorstellen!! 😉
Jetzt steht erst mal ein bisschen Bundesliga auf dem Programm.
Vielen Dank an alle Freunde aus dem Tooor-Forum für den tollen Trip nach London! Mit euch wird jeder Stadionbesuch eine Klassenfahrt, toll! Noch größeren Dank an Stefan für so viel Verständnis in meinem wirklich schwachen Absagemoment, an Olli für Geduld und Support am Ticketoffice von Arsenal. – und an den unbekannten und wahrscheinlich überaus schlecht bezahlten Piloten von Ryan Air für dieses Landemanöver!
An alle anderen, die das hier lesen: Danke fürs Lesen und dran bleiben!
February 1st, 2010 at 11:49 am
Hi Jörn,
Klasse Bericht. Besonders weil ich dabei war, ist mir aus der Erinnerung das ein oder andere Lächlen durch das Gesicht gehuscht. Schön war’s…
Gruß aus Essen
Jörg
February 7th, 2010 at 5:29 pm
Die meisten schwärmen ja vom Emirates Stadion. Ich kann mit der Schüssel nichts anfangen. Zu modern für englischen Fußball. Keine Atmosphäre, kein Flair. Alles zu weit weg. Ich werde da die nächsten 10 Jahre auch nicht mehr reingehen.
Aber Erfahrungen sind ja dazu da gesammelt zu werden. Und das Gunners Pub alleine war den Tripp schon wert
Außerdem habe ich das erste mal in meinem leben Bowling gespielt am spielfreien Sonntag. Das macht Spaß. Wieder was gelernt
November 4th, 2010 at 10:38 pm
[…] London gegen West Ham United nachgedacht, das dann aber relativ schnell verworfen. Mir hat es Anfang des Jahres im Emirates nur bedingt gefallen und Arsenal nimmt es bei den Ticketpreisen ja definitiv auch von den […]
March 10th, 2013 at 8:30 pm
[…] paar Jahren schon mal den Plan, das Hammers Stadion im Londoner Osten zu besuchen, aber da hatte damals ja Tief Daisy mit Schnee, Eis und abgesagten Spielen maßgeblich was dagegen. Tja, und als es dann jetzt in den Tagen vor dem Trip wie doof anfing zu schneien und die Bilder […]