Livesportfan Blog

Letzte Woche habe ich doch tatsächlich einen echt historischen Moment verpasst: Der FC St. Pauli gewinnt Mittwoch Abend im Anyname-Stadion des HSV gegen den großen Lokalkonkurrenten! Unglaublich! Nachdem ich die ursprüngliche Partie schon verpasst hatte, weil ich da ja mit Volker in Cardiff beim Rugby war, musste ich das Match am Mittwoch leider aus beruflichen Gründen streichen. Ist man einmal nicht in Hamburg, da schreibt der FC St. Pauli gleich Geschichte!

Das hat mich jedenfalls schon ziemlich gefuchst muss ich gestehen. Man ist ja auch gerne ab und an mal live vor Ort.

Gut, aber darüber wollte ich ja auch gar nicht erzählen. Am Samstag habe ich einen Trip gemacht, der sich in den letzten Jahren immer mal wieder aufgedrängt, irgendwie aber nie geklappt hat: Auswärtsfahrt mit dem FC St. Pauli! Und welch bessere Gelegenheit könnte es dafür geben als ein Auswärtsspiel im besten deutschen Fußballstadion in Dortmund? Allerdings war es auch dieses Mal eigentlich wieder purer Zufall, dass der Trip zustande gekommen ist. Ich war vor einer Weile mit Freund Stefan in der Schanze unterwegs und als wir so über die zahlreichen Fußballgelegenheiten der nahen Zukunft geplaudert haben, hat er mir von seiner Auswärtsfahrt nach Dortmund erzählt. Da habe ich spontan Begeisterung entwickelt und wie durch ein Wunder hatte er am Ende des Tages auch noch ein Ticket über. Toll!

Dortmund ist ja insgesamt von Hamburg auch noch ganz gut mit dem Auto erreichbar, ohne das man sich gleich der Willkür der deutschen Schienenkutsche aussetzen muss. Gesagt, getan! Stefans Freunde Motten und Alexandra waren auch mit von der Partie (besser gesagt: die 3 waren so nett mich mitzunehmen) und nach einem lustigen Frühstück sind wir dann gemütlich nach Dortmund geschaukelt.

Ich war insgesamt schon ziemlich gespannt wie viele Fans des FC St. Pauli die Reise nach Dortmund  denn letztendlich antreten würden. Durch die Größe des Westfalenstadions sind dann 10% der Kapazität für die Gästefans auch ein recht großer Block, in Dortmund also ca. 8000 Plätze. Ich war da schon neugierig auf die Stimmung im Block, zumal die Paulifans von der Reputation zu den aktiveren Fangruppen gehören. – und irgendwie ist es ja auch eine Form von 14 tägiger Deutschlandtour, wenn der FC St. Pauli nach vielen Jahren mal wieder Bundesliga spielt. Zumal man ja auch nicht weiß, wie lange die Teilnahme am Erstligafußball in diesem Anlauf gehen wird. Für viele Fans sicher eine gute Gelegenheit mal die Stadien der Republik unter die Lupe zu nehmen.

Vor dem Spiel bin ich noch kurz im Schwimmbad gewesen, auf der Suche nach den Tooor-Jungs fündig geworden und entspannt kurz mit Dirk und Gerd gequatscht. In Dortmund ist man tatsächlich besser beraten, wenn man nicht zu früh versucht ins Stadion zu kommen. Der Gästebereich ist Teil der Nordtribüne und das bedeutet auch, dass Heimfans und Gästesupporter mehr oder weniger die gleichen Eingänge benutzen müssen. Wartet man aber bis 15 Minuten vor dem Spiel, beschleunigen die Ordner ihren Sicherheitscheck plötzlich um ein Vielfaches und man ist in wenigen Minuten im Stadion.

Ich war also pünktlich zum Anpfiff im Block. Das war ja nun nicht der erste Besuch in Dortmund in meinem Leben, aber ich bin jedes Mal wieder begeistert von diesem Stadion! Von der Nord hat man dazu auch noch einen überragenden Blick auf die gelbe Wand. Nach wie vor die Messlatte für eine Tribüne hinter einem Fußballtor. Ich war in vielen Stadien und ich wiederhole mich da auch sicher inzwischen, aber die Südtribüne in Dortmund ist zusammen mit The Kop in Liverpool für mich der Benchmark. – Wobei man da natürlich auch sagen muss: ich war noch nie in La Bombonera in Buenos Aires. Vielleicht würde ich da meine Meinung noch mal nachjustieren müssen.  😉

Anyway. Die Stimmung in der ersten Hälfte war im ganzen Stadion sehr, sehr gut! Das lag auch durchaus mit am Pauli-Fanblock. Der ganze Block, auch die ganzen Sitzplatzbereiche standen durchgehend das ganze Spiel über und es war laut. Das gesamte Stadion war sehr laut! Hängt sicherlich auch mit der großen Gesamtzahl an Zuschauern zusammen, aber es war insgesamt ein lautes Fußballstadion und sowas kommt einfach immer gut!

Das Spiel ging auch munter los. Pauli ist nach den Erfolgen der letzten Wochen nachvollziehbarerweise selbstbewusst unterwegs und auch wenn es nun gerade gar nicht der Gegner war, den man einfach mal so aus dem eigenen Stadion fegt, so merkte man den Paulianern aber schon die breite Brust an. – Also zumindestens beim Einlaufen ins Stadion war das so, danach hat dann der zukünftige deutsche Meister doch ziemlich zum Tanz gebeten.

Kessler pariert in den ersten 20 Minuten mehrfach großartig in 1 gegen 1 Situationen gegen verschiedene Dortmunder Angreifer und die paar guten Konteransätze, die durchaus vorhanden waren, konnte St. Pauli dann leider auch nicht zu Ende spielen. Da es  ja nun aber auch keine Punkte oder Titel für schönes Spiel bzw. Torchancen gibt, hatte ich so nach 30 Minuten das Gefühl, St. Pauli könnte sich vielleicht doch mit einem 0:0 in die Pause retten. Ich glaube das wäre dann eine schwierige zweite Halbzeit geworden, da die Fans insgesamt nervös waren und die Mannschaft dieses Spiel schon unbedingt gewinnen musste.

Gut, Lukas Barrios hat dann aber vor der Halbzeit doch noch schnell dieses theoretische Szenario in eine 1:0 Führung für den BVB umgewandelt. Da ist von dem Stadion schon eine gewisse Last abgefallen.

Halbzeit.

Was macht man eigentlich so in der Halbzeit in einem Fußballstadion? Ich will euch nicht mit Details langweilen, aber eine große Gruppe des zahlenden Volkes versucht sich ein Bier und eine Wurst zu organisieren. Da die Idee überraschenderweise allen gleichzeitig kommt, steht man in den meisten Stadien leider an. – Und dann gibt es noch die Stadien wo man nicht nur ansteht, sondern auch noch gefühlt die halbe zweite Halbzeit verpasst.  So geil wie ich das Westfalenstadion finde, das Catering im Gästebereich ist oft nicht gut und Samstag war es ne Katastrophe. Eindeutig ein neues Kapitel in dem Buch “Wieviel Geld hätte man hier eigentlich verdienen können, wenn mal jemand nachgedacht hätte?” Gerade St. Pauli Fans kann man mit schlechter Bierdistribution echt den Nachmittag verderben. 😉

Na ja, da gibt es also noch Verbesserungsbedarf. Aber auf dem Feld hat sich die junge Dortmunder Mannschaft schon ziemlich meisterlich aufgeführt. Die Jungs in Dortmund bekommen ja direkt Nackenstarre, wenn man das Wort Meisterschaft in den Mund nimmt, aber für mich ist der Drops ziemlich sicher gelutscht. Verdienterweise möchte ich hinzufügen, sie spielen einfach eine große Saison. Das muss man anerkennen. – und nächstes Jahr sind sie dann wieder fällig! 😉

Die zweite Halbzeit war noch keine 10 Minuten alt, da war das Spiel dann endgültig entschieden: Eigentor von Gunesch, 2:0 BVB, ballgame. Der Stimmung im Pauliblock tat das aber keinen Abbruch. Man war ja so oder so nach wie vor Derbysieger und das überdauert ja auch so einige kurzfristige Misserfolge. Die Mannschaft wurde trotzdem weiter angefeuert, aber die sportliche Luft war natürlich letztendlich raus.

Für St. Pauli aber überhaupt kein Problem. Das Spiel in Dortmund war ein Bonusspiel, da hat keiner was von der Truppe erwartet. Sie stehen insgesamt sehr gut da und wenn sie jetzt nicht alles was sie sich aufgebaut haben, wieder mit dem Hintern einreissen, dann spielt der FC St. Pauli auch nächste Saison wieder Bundesliga. – Gut, bedauerlicherweise wäre aber genau sich das Aufgebaute nicht wieder einzureissen höchst untypisch für Pauli. 😉 Also wird es wohl noch unnötig eng.

Nach dem Spiel waren wir noch eine Weile im Strobels am Stadion. Ein bisschen mit der Dortmundfraktion von Tooor geplaudert, das hat Spaß gemacht. Ich mag die Jungs sehr und das ist auch einer der Gründe weshalb ich wirklich immer wieder gerne nach Dortmund fahre. – Was ja leider für einen Bayernfan meistens nicht lustig ist. 😉

Stefan hat uns dann abends wieder gut zurück nach Hamburg gefahren. Ein wirklich lustiger Nachmittag! Mit Pauli auswärts… das kann man mal machen!