Livesportfan Blog

Deshalb ist der Mai doch einer meiner Lieblingsmonate: Ständig wichtige (und unwichtige) Fußballspiele, entscheidende Momente und große Emotionen. Perfekt eigentlich! Zwischen Pokalfinale und Champions League Endspiel stand noch so ein kleines beschauliches Freundschaftsspiel am Millerntor auf dem Programm: FC St. Pauli gegen Celtic Glasgow!

Freundschaftsspiele sind eigentlich nicht so ganz meine Veranstaltung, da ich schon den sportlichen Wettkampf mag. Das gehört für mich zur Livesportatmosphäre ganz fest dazu und daher vermeide ich eigentlich so weit wie es geht Kicks bei denen alle mit angezogener Handbremse rumlaufen und höchste Anstrengungen maximal noch dahingehend unternehmen sich nicht zu verletzen.

In diesem Fall hab ich aber mal eine Ausnahme gemacht. Ich mag bekannterweise Celtic Glasgow sehr und ein Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Celtic Glasgow ist einerseits sehr selten und andererseits von der Atmosphäre hoffentlich auch was Besonderes.

St. Pauli unterhält eine ausgiebige Fanfreundschaft zum großen schottischen Club mit den irischen Wurzeln und zur 100 Jahrgeburtstagsfeier vom FC St. Pauli hat es jetzt endlich auch mal mit einem Match am Millerntor geklappt.

Ich hatte mir relativ frühzeitig ausreichend Tickets für den Stehplatzbereich auf der Nord besorgt und irgendwann kam mir so die Idee, dass es vielleicht lustig sein könnte mit ein paar Kollegen aus der Firma zum Spiel zu gehen. Nettes Happening, toller Gegner, ein lauschiger Maiabend… Ich dachte das könnte passen.

Am Dienstag war es dann leider alles andere als lauschig. Ich würde es eher als ziemlich frisch bezeichnen. – Ok, es war ziemlich kalt am Millerntor!

Rein ins Stadion und auf die Stehränge. Der Plan möglichst dicht an den Fans von Celtic zu stehen ging leider nur teilweise auf, weil einfach kaum Fans von Celtic Glasgow vor Ort waren. Ich habe mich da ein bisschen in meiner Meinung bestätigt gefühlt, dass diese große Fanfreundschaft in der großen Masse doch eine recht einseitige Liebe von Seite der St Pauli Fans ist. Natürlich sind immer mal Schotten im Stadion, aber wie ich bei meinen Besuchen im Celtic Park feststellen konnte, ist es definitiv nicht so, dass da alle was mit St. Pauli anfangen können. Ganz im Gegenteil sogar, für die meisten Schotten spielt es doch eine sehr untergeordnete bis nicht vorhandene Rolle. Aus meiner Sicht aber auch unproblematisch, die Stimmung war dennoch für ein Freundschaftsspiel ganz schön.

Sicherlich ist ein Spiel auf einen Dienstagabend in Hamburg für die meisten Schotten auch ein sehr, sehr weiter Trip, mal ganz abgesehen von der Verunsicherung, die dieser missliche Vulkan in Island auslöst.

Was ich dann in der Hütte doch ein bisschen unterschätzt habe: Es ist durchaus lustig, wenn man mit Leuten zum Fußball geht, die a) entweder selten oder b) noch nie in einem Stadion waren… 😉 Für ein paar der Kollegen war das eine Premiere, deren Ausmaß ich erst nach und nach in der ganzen Tragweite verstanden habe. Das hat die ganze Veranstaltung aber auch sehr kurzweilig gemacht, weil ich im Prinzip den ganzen Tag von so einem Kopfschüttel-Erlebnis zum nächsten gekommen bin. Ich habe wirklich lustige Kollegen, die haben Sachen gefragt wo man das eine oder andere Mal demjenigen ins Ohr zischen wollte: ” Ssssccchhhhtttt…. nicht so laut, sonst hört uns noch jemand…” 😉

Wir hatten also von Beginn an ne Menge Spaß und auf der Tribüne nichts ausgelassen. Aber gar nichts! Ich habe sowohl ausführlich erklärt wozu diese weissen Linien rund ums Tor sind, ob es im Stadion auch was zu essen gibt (meine Reaktion: Gibt es im Kino Filme?) oder auch gerne genommen, ob man da am Eingang etwa von diesen ganzen Typen in den gelben Jacken auch noch angefasst wird (große Entrüstung, als ich das bejaht habe). 😉 Ohne Quatsch… das habe ich alles beantwortet. Ich übertreibe nicht, ich lasse gerade einiges weg. 😉

Na ja. Hells Bells, Einlauf der Mannschaften und los gehts. Was mir gut gefallen hat: Der FC St. Pauli hat das Spiel zum Anlass genommen, sich von einigen Spielern ausführlich zu verabschieden, die den Weg in die erste Liga aus verschiedenen Gründen nicht mehr mitgehen können. Das war klasse und sehr gut vom Verein. Keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Profiwelt.

Auch toll: Die Hütte ist auf einen schattigen Abend gegen die zweite Mannschaft von Celtic Glasgow fast voll. Ich glaube das gibt es nur bei St. Pauli, großartig! Das Bierchen schmeckt ja glücklicherweise auch bei Freundschaftsspielen, daher war es den meisten auf den Rängen wohl auch einfach egal.

In der ersten Halbzeit war es eine doch recht müde Partie beider Mannschaften. Beide wollten sich nicht verletzen, wie gesagt das alte Problem bei Freundschaftsspielen. Ich hab das früher schon als Spieler gehasst. Aus Erfahrung kann ich sagen: Als einziger hochmotiviert sein ist auch nicht besser als komplett unmotiviert zu sein. Kaum geht man mal ein bisschen härter in den Zweikampf geht gleich das Gejaule los und irgendwann fällt dann mit Sicherheit noch mein berüchtigter Lieblingssatz: Ist doch alles nur ein Spiel! Gott… wie ich den immer gehasst habe, Wahnsinn!

Wie auch immer. Beide Teams gehen mit einem verdienten und lustlosen 0:0 in die Halbzeit, was aber unserem Spaß auf der Tribüne auch keinen Abbruch getan hat. – In dem Moment ist es durchaus sehr hilfreich, wenn die Leute um einen herum KEINEN Vergleichsmaßstab haben… 😉

In der zweiten Hälfte ist Celtic Glasgow dann ein bisschen aufgewacht und hat munter nach vorne kombiniert. Sie haben einfach einen Gang hochgeschaltet, was letztendlich ein Gang zu hoch für Pauli war. Verdienterweise gehen sie in Führung und gewinnen das Spiel letztendlich 2:0. Hat aber auch keinen Fan großartig gekratzt, alle hatten trotzdem ihren Spaß.

Wir sind dann nach Spielende noch auf einen Absacker und ein kurzes Kickermatch ins Karoviertel gezogen, ein wirklich schöner Ausklang für einen lustigen Abend.

Ich denke ich werde die Kollegen nächstes Jahr zu irgendeinem Bundesligaspiel noch mal mitnehmen, nicht dass sich da noch ein völlig falsches Bild von Livefußball verfestigt.

Ansonsten gilt jetzt der Ausblick: Madrid, ich komme!!