Als wir uns über die Planung unseres Celtic-Trips unterhalten hatten, kam so die Frage auf, wie wir den Freitag überbrücken. Wir waren am Samstag in Stansted mit ein paar anderen Freunden für das London-Wochenende verabredet, also stand die Frage im Raum: Was machen wir Freitag und wie kommen wir nach Stansted?
Von Glasgow war das von den Flügen schwierig und relativ teuer, also kam mir so die Idee, dass wir ja auch einen Tag in Edinburgh verbringen könnten. Zum einen ist das eine wirklich total schöne Stadt, eine der schönsten in Europa und zum anderen habe ich gute Freunde in Edinburgh, die Heike und ich vor Jahren mal während unserer Zeit in Australien kennen gelernt haben. Zudem fliegt Easy Jet von Edinburgh nach Stansted und der Flug passte zeitlich und preislich perfekt in unser Konzept (am Rande: ich habe für alle 4 Flüge an diesem Wochenende zusammen glaub ich maximal 60 Euro gezahlt, da kann man echt nicht meckern). Volker war vorher auch noch nicht in Edinburgh, hatte auch Bock auf einen kleinen Abstecher, also haben wir uns nach einer ausgeschlafenen Nacht entspannt in Glasgow in den Zug gesetzt und gemütlich eine Dreiviertelstunde durch die Schottische Prärie nach Edinburgh schaukeln lassen.
2 Tage bevor der ganze Trip nach Glasgow losgehen sollte, hatte ich plötzlich so einen Geistesblitz. Ich war mit dem Edinburghstadtplan beschäftigt und bin zufällig über Murrayfield, das große schottische Rugbystadion in Edinburgh gestolpert. Ich war vor 2 Jahren in Murrayfield beim Rugby, ein wirklich schönes Stadion. – Den Blog gibt es noch nicht so lange, ihr müsst nicht danach suchen. 😉 Ich schreib glaube ich doch noch mal irgendwann so eine ‘Classics’ Kategorie voll. :)) Zurück zum Thema. Mir schoss also die Frage durch den Kopf: Spielen die nicht eigentlich auch Club-Rugby? Könnte man vielleicht am Freitag noch ein Spiel einbauen?
Und was soll ich sagen? Natürlich kann man! Edinburgh spielte an dem Tag zufällig Zuhause und zufällig auch noch gegen Munster. Munster ist eine irische Mannschaft und im internationalen Rugby eine Institution mit riesiger Tradition. Das ist für Rugby, was Liverpool oder United für Fußball sind. Da war ich natürlich gleich heiss auf das Spiel, wobei ich nicht sicher war, was ich erwarten durfte, sollte oder musste. 😉 Schnell Tickets bestellt, Volker war auch gleich begeistert (in diesen Situationen ist es echt hilfreich mit Freunden zu reisen, die in dem Thema ähnlich bescheuert sind, wie man selbst… – was ein Kompliment ist!) und in 5 Minuten hatten wir den Tag sinnvoll gefüllt!
In Edinburgh angekommen, sind wir erst mal zur Unterkunft gewackelt. Wir hatten dort zu Abwechslung ein Hotel, da die Hostels in Schottlands größter Stadt tatsächlich teurer waren als dieses Hotelspecial. – Wenn man bedenkt, dass es sich bei dem Hotel um das Hilton handelte, um so verwunderlicher. 😉 Das hat uns also schon mal gut gefallen!
Es folgte ein bisschen Sightseeing in der Altstadt von Edinburgh und eine ausführliche Pubbesichtigung. Am frühen Abend haben wir uns dann mit Marcus und Marianne, meinen Freunden, in so einem Einheimischenpub getroffen. Sowas ist immer toll, denn alleine kommt man halt nur zufällig oder gar nicht in die Läden, wo die Locals sitzen. Da waren jedenfalls nur Leute, die nach der Arbeit und vor der Party noch schnell einen Pint trinken wollten, eine gute Atmosphäre, sehr netter Laden.
Aus dem Pub war es auch nicht sehr weit zum Stadion, aber da wir uns ein bisschen verquatscht hatten, war dann doch das Taxi die beste Wahl. Dazu muss man mal erwähnen: Taxifahren ist in Schottland für uns wirklich günstig, gerade wenn man mit mehreren unterwegs ist. Das klingt immer so teuer, weil wir das aus Deutschland ja auch so gewöhnt sind, aber in Glasgow oder Edinburgh ist es schnell und sehr preiswert.
An das Rugbyspiel hatte ich wie gesagt keinerlei Erwartungen. Es war einfach Neugier auf den Level und das Drumrum. Ich hatte mir die Teams vorher angeschaut und das war vielversprechend. Bei Munster spielt die halbe irische Nationalmannschaft und bei Edinburgh große Teile der schottischen. Also Qualität war somit schon mal vorhanden.
Nun bin ich aber gegenüber der Art und Weise wie auf der Insel und in der nördlichen Hemisphere Rugby gespielt wird durchaus kritisch eingestellt. Das ist schon ein erheblicher Unterschied zu den großen Teams von der anderen Erdhalbkugel. Irland spielt inzwischen aber auch offensiver und breiter, ich war also voller Hoffnung.
Es war letztendlich eine lustige Veranstaltung, eine interessante Erfahrung. Das Stadion war im Prinzip leer, nur die Haupttribüne war gut besetzt. Marcus erzählte uns, dass die Schotten einerseits einfach wenig Geld über haben und andererseits das Stadion für Club-Rugby einfach zu groß ist. Da ich es vollbesetzt und mit einer entsprechenden Atmosphäre kenne, war das schon irgendwie komisch. Man geht also nach ein paar Bier rein und setzt sich einfach irgendwo hin, wo Platz ist halt. Das ganze wirkte eher wie Amateursport vom drumherum, was etwas lustig anmutet, wenn man bedenkt, dass da ein paar der weltbesten Spieler auf ihrer Position auf dem Rasen standen. Paul O’Connell ist z.B. der Kapitän der irischen Nationalmannschaft, ein absoluter Weltklassespieler und das sieht man auch. Es muss für so einen Spieler komisch wirken plötzlich vor so wenigen Leuten aufzulaufen. Unterm Strich kommt man mal wieder zum Ergebnis wie verwöhnt und wie wenig demütig unsere Fußballhelden so dem gegenüber eingestellt sind, was sie tagtäglich erleben dürfen. – und ich rede hier nicht über Geld.
Es ging insgesamt ganz munter hin und her, wobei der Level wirklich bei weitem nicht mit einem Länderspiel der Six Nations oder einem ‘Freundschaftsspiel’ gegen Autralien oder New Zealand zu vergleichen ist. Dennoch ist das ein schneller, intensiver Sport und auch wenn es jetzt kein Punktefeuerwerk war, so haben wir uns doch gut amüsiert. Sehr kurzweiliges Spiel jedenfalls. Ich hatte so ein bisschen die Sorge, dass Volker nie wieder mit mir zum Rugby geht, aber er fand es gut (puh..!) und ich denke darauf werden wir dann in naher Zukunft mal richtig einen draufpacken. Mir kommt da Six Nations Schottland – England im Februar / März in den Sinn. Sie mögen England jetzt nicht direkt…. :)))
Nach dem Spiel haben wir dann noch Michael Schumacher bzw. einen direkten Verwandten getroffen. Der Unterschied: Er fuhr einen Doppeldeckerbus und wir waren in gefühlten 15 Sekunden wieder in der Stadt. Alter Schwede, sowas hab ich auch noch nicht erlebt! Der Typ könnte ja glatt in Bangkok Taxi fahren!
Wir haben dann den Abend noch schön im Pub ausklingen lassen. – ok, das muss ich anders formulieren: Wir wurden irgendwann aus dem Pub rausgefegt. In Anbetracht der Tatsache, dass wir am nächsten Morgen um 7 geflogen sind, war das ein echter Weltklasseplan. Ich glaube wir sind beide etwas angeschlagen in Stansted aus dem Flieger gefallen.
Ein toller Tag in Edinburgh also, sportlich nicht herausragend, aber dafür viel Zeit mit total netten Leuten verbracht und wenigstens einen Pub komplett ausgetrunken. Eine wie ich finde stolze Bilanz!
So saßen wir also wieder mal in Stansted und warteten auf den Rest der London-Reisegruppe. Tag 3 konnte beginnen!
January 17th, 2010 at 2:18 am
Ich finde, dieser Bericht darf nicht ohne Comment bleiben. Es war einfach ein zu schöner Tag
Six Nations im März wird ja leider ohne uns stattfinden. Aber nächstes Jahr kümmern wir uns frühzeitig und sind dabei! 😉